Vor fünf Jahren wurde bei Hollywoodstar Selma Blair Multiple Sklerose diagnostiziert. In der Coverstory der Maiausgabe von VOGUE Germany (EVT: 02. Mai 2023) spricht die 50-Jährige, die durch ihre Rollen in „Eiskalte Engel“, „Natürlich blond“ und „Hellboy“ berühmt wurde, offen über ihre Erkrankung, die Jahre ohne richtige Diagnose und ihren Kampf für mehr Sichtbarkeit für Betroffene der Autoimmunerkrankung.
„Das Wort Inspiration wird so inflationär benutzt, dass es fast an Bedeutung verloren hat. Dabei beschreibt es eine starke Wirkung. Menschen, die inspirieren, beflügeln uns! So wie Schauspielerin Selma Blair, unser Coverstar der Maiausgabe. Auf dem Titelfoto trägt sie einen Stock, denn sie ist auch eines der Gesichter für Menschen mit Multipler Sklerose und sie setzt sich mit aller Kraft für ihr Thema ein. Vor Kurzem erschien ihr Buch ,Mean Baby’ auf Deutsch, in den USA ist es schon ein Bestseller. Sie möchte mehr Aufmerksamkeit für diese Krankheit schaffen, denn dann wäre sie bei ihr wahrscheinlich nicht fast 40 Jahre unentdeckt geblieben, wie sie im Interview erzählt“, so Kerstin Weng, Head of Editorial Content, VOGUE Germany.
Selma Blair im VOGUE-Coverporträt
Mit den körperlichen Einschränkungen der Diagnose MS hat Selma Blair gelernt, umzugehen. Aber noch heute kann das stellenweise „überwältigend“ sein:
„Es kann vorkommen, dass ich gerade noch auf der Couch saß, und als Nächstes schrecke ich plötzlich hoch. Ich bin ohnmächtig geworden und weiß nicht mehr, wo ich bin.“
Schon im Kindesalter machen sich erste Symptome bemerkbar. Von Ärzt:innen wird sie lange als gesund abgewiesen. Eine Fehldiagnose, die Blair auch auf ein gesellschaftliches Problem zurückführt:
„Wenn du ein Junge mit diesen Symptomen bist, wird ziemlich sicher ein MRT gemacht. Wenn du aber ein Mädchen bist, wirst du für verrückt erklärt.“
Die Jahre ohne korrekte Diagnose sind schwer. Selma Blair kann sich nicht erklären, warum ihr Körper nicht funktioniert, wie sie es will:
„Ich gab beinahe auf – bis die Diagnose kam. Ich hatte immer Angst, dass man mich für unfähig halten oder mich für unzurechnungsfähig erklären würde. Meine Mutter hatte mir beigebracht, dass dies der Tod für die Karriere einer Frau sei.“
Für VOGUE ließ sich Selma Blair bewusst mit ihrem Gehstock fotografieren:
„Ich habe eine emotionale und körperliche Bindung an ihn. Meine Stimme und mein Körper beruhigen sich, sobald ich den Stock in der Hand halte. Er ist sozusagen eine Erweiterung meiner selbst. Und ich weiß, dass er zur Sichtbarkeit beiträgt. So viele junge Menschen haben angefangen, ihre Gehstöcke öffentlich zu zeigen. Ich glaube, dass Repräsentation wichtig ist. Wenn ich dazu beitragen kann, das Stigma oder übermäßige Neugierde in einer Menschenmenge auch für andere zu eliminieren, dann ist das großartig.“
Selma Blair bezweifelt, dass sie als Schauspielerin so erfolgreich gewesen wäre, wenn sie früher ihre Diagnose erhalten hätte:
„Ich weiß nicht, ob schauspielern für Menschen mit Behinderung als eine realistische Berufswahl angesehen wurde. Ist es nicht verrückt, so etwas zu sagen? Die Türen sind so lange geschlossen, bis sie bewusst geöffnet werden. Die Infrastruktur am Set ist aber immer noch ein Problem, oder? Behindertentoiletten. Rampen. Doch es gibt Leute in hohen Positionen, die diese Veränderungen bewirken können. Es ist die Repräsentation von Menschen mit Behinderungen durch Menschen mit Behinderungen vor und hinter der Kamera oder auf der Bühne, die den Ton angeben wird. Ich habe Hoffnung für die Branche. Die Zeiten ändern sich. Und ich möchte dazu beitragen, indem ich ein lautes, ja quietschendes Rad darin bin.“
Die Maiausgabe von VOGUE Germany ist unter dem Titel „The New Female Forces“ ab 02. Mai 2023 im Handel und online erhältlich. Die Coverstory finden Sie jetzt auf VOGUE.de.
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